10. Geburtstag ist ihr letzter
Heute ist Atlantis glückliche 10 Jahre. Leider soll dieser Geburtstag auch ihr letzter sein. Doch lassen wir sie selbst erzählen:
„An diesem Tag muss ich wie üblich in der Früh die Wiese aufsuchen, doch ich komme nur bis in das Vorhaus, wo ich zusammenbreche und nicht mehr aufstehen kann. Frauchen ruft sofort Tierärztin Nina an, die mir eine Injektion verabreicht und verspricht, später nochmals vorbeizukommen – danke Tante Nina. Ich werde daraufhin immer ruhiger und wälze mich nicht mehr unruhig hin und her. Doch wo bleibt mein Appetit und Durst? Lieber liege ich im Vorhaus auf meinem Bettchen, um weiter zu schlafen. Frauchen beugt sich immer wieder zu mir, um mich zu streichen und mir gut zuzureden. Doch ich will nur schlafen.
Am selben Tag zur Mittagszeit überkommt mich auf einmal eine unbändige Sehnsucht nach Frauchen. Mit letzter Kraft schleppe ich mich auf die Terrasse zu meiner geliebten Begleiterin. Dort angekommen, müssen mich Frauchens Handwerker, die zur Zeit im Garten tätig sind, auf das Bett heben, denn ich schaffe es aus eigener Kraft nicht mehr. Mit Frauchens Lieblingsdecke werde ich eingehüllt, um ja nicht frieren zu müssen.
Frauchen erschrickt und greift sofort zum Telefon, um Dr. Rechberger, der mich so erfolgreich am Donnerstag operiert hatte, anzurufen. Es vergeht keine Zeit und ich werde mit einer Decke von den lieben Arbeitern behutsam ins Auto gelegt. Der Tierarzt plant, mich einige Tage stationär bei ihm aufzunehmen – aber will ich das überhaupt noch? Mein armes Frauchen, sie tut mir so leid. Damit mein Frauchen nicht alleine fahren muss, ist meine liebe Freundin Edith unsere Begleiterin.
Danke Frauchen für das Geburtstagsgeschenk – ich fahre doch sooooo gerne Auto. Nur heute sehe ich nicht mehr viel von meiner geliebten Natur – ich kann den Kopf nur mehr zaghaft heben. Doch ich bin glücklich, die Stimmen von Frauchen und Edith zu hören. Aber ich kann sie leider nicht verstehen, was sie sagen.
Ab und zu drehen sie ihre Köpfe zu mir, um nach dem Rechten zu sehen.
Ja, liebes Frauchen, ich lebe noch.
Aber meine Gedanken sind bereits ganz wo anders. Dort, wo Blumen blühen, Bäume wachsen, Vögel zwitschern, keine Kriege geführt werden, mein Herrchen auf mich wartet. Ich freue mich auf meine Freunde Brian, Brutus, Zoe und meine Geschwister.
Liebes Frauchen, es waren wunderschöne Jahre, die ich mit Dir verbringen durfte. Du warst das Beste, was mir je passieren konnte. Danke für diese Zeit. Ich werde Dich nie vergessen. Aber nun liegt es an mir, mich zu verabschieden und ins Regenbogenland zu ziehen, wo ich bereits erwartet werde. Ich drücke Dich ganz fest an mein Herz und schicke Dir noch viele Schlabberlis, so, wie wir es jeden Abend vor dem Zubettgehen getan haben. Auf Wiedersehen – jetzt ich bin angekommen.“
Als wir beim Tierarzt ankamen, hörte sie bereits im Auto auf zu atmen.
Dr. Rechberger hob sie hoch und legte sie ganz vorsichtig in die Ordination, wo wir uns still und traurig von Atlantis verabschieden konnten. Tränen rannten mir übers Gesicht und ich war fassungslos, dass mein Mädchen diesen Weg gewählt hatte.
das, was Du mir in diesen Jahren gegeben hast, kann ich nicht in Worte fassen. Du warst mir Freund, Begleiter und Tröster in jeder Situation. Wenn es mir nicht gut ging, hat mich Deine Liebe schnell wieder gesund werden lassen. Unvergessen auch unsere gemeinsamen Spaziergänge durch die Wälder von St. Peter, zur Kirche nach St. Michael. Du hast mir immer die nötige Kraft gegeben, das Leben zu meistern. Liebe Freundin, ich umarme Dich ein letztesmal und küsse Deine schlafenden Augen. Das Regenbogenland möge Dich aufnehmen und bitte, vergiss mich nicht.
Dein Frauchen Elfi, das Dich unendlich liebt und in deren Herzen Du immer weiterleben wirst.